Theologe kritisiert Berichterstattung über geplante Koran-Verbrennung

Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer hat im Zusammenhang mit der geplanten Koran-Verbrennung einer radikalen evangelikalen Splittergruppe in den USA die Berichterstattung der Medien kritisiert.

Wittenberg (dts Nachrichtenagentur) - "Leider ist die Empörung der Medien darüber Teil des Problems. Alle stürzen sich auf 50 Idioten in den USA. So wird aus einem Furz eine Bombe gemacht", sagte Schorlemmer der "Leipziger Volkszeitung" (Freitag-Ausgabe).

Die verheerende Wirkung der Verbrennungsaktion würde nur dadurch entstehen, dass ein zügelloser Wettbewerb in der veröffentlichten Meinung ausgetragen wird. "Jeder glaubt, noch mehr als der andere über diesen Blödsinn berichten zu müssen. Leider spielen die Medien das idiotische Spiel des Terry Jones mit und blenden die fatalen Folgen aus. Eigentlich müsste man sagen: Komm, der hat `nen Klaps, wir ignorieren ihn." Schorlemmer fordert daher eine Art freiwillige Selbstkontrolle der Medien. "Man kann solche Aktionen nicht verbieten, aber es muss eine Übereinkunft auch in den Medien geben, darüber nicht zu berichten. Nicht jeder Blödsinn verdient ein öffentliches Podium." Zudem sei mehr sprachliche Sensibilität nötig. "Leider wird Jones immer als Pfarrer bezeichnet. Ich bin auch Pfarrer und zucke zusammen und wehre mich dagegen, mit dem in einem Topf geworfen zu werden."

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 09.09.2010

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