Umweltschützer warnen vor gentechnisch verändertem Mais-Saatgut

Hamburg/Erfurt (ddp-lth).

Bei stichprobenartigen Untersuchungen von Maissaat sind in Thüringen Proben mit gentechnisch verändertem Saatgut entdeckt worden. Die Umweltschutzorganisationen Greenpeace und der Ökolandbau-Verband Bioland teilten am Montag mit, sämtliche Saatguteinheiten seien vom Hersteller Monsanto zurückgezogen worden. 13 Bundesländer mit Ausnahme der Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen testen jedes Frühjahr Maissaatgut auf gentechnische Verunreinigungen, neun teilten bislang ihre Ergebnisse mit.

Neben Thüringen fanden die Behörden auch in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hessen, Brandenburg, Bayern und Baden-Württemberg gentechnisch veränderte Saatgutproben. Den Angaben zufolge handelt es sich bei den insgesamt 20 auffälligen Proben um importierte Ware.

«Verunreinigtes Saatgut kann dazu führen, dass sich Gen-Pflanzen unkontrolliert ausbreiten und in die Nahrungskette gelangen», sagte Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter.

Er forderte die Landwirte auf, nur in Deutschland vermehrtes Saatgut zu verwenden, da hier der Anbau von gentechnisch verändertem Mais verboten sei.

Für Saatgut gelte in der EU ein Reinheitsgebot, Gen-Saaten dürften nicht enthalten sein. Eine Probe aus Schleswig-Holstein enthielt laut Greenpeace und Bioland jedoch gleich vier Gen-Mais-Linien, die in Deutschland nicht angebaut werden dürfen.

Der Umweltexperte der Grünen-Fraktion, Frank Augsten, sagte, ein Nebeneinander von gentechnikfreier und gentechniknutzender Landwirtschaft sei nicht möglich. «Umso wichtiger ist es, in Deutschland und auch bei wichtigen Entscheidungen in Brüssel, den Durchmarsch der Agro-Gentechnik aufzuhalten», forderte Augsten. Die Gentechnik-Industrie sei nicht in der Lage, Verunreinigungen zu vermeiden.

Für den Agrarexperten der Linke-Fraktion, Tilo Kummer, sind vor allem die Haftungsfragen ein großes Problem.

Europaweit kalkuliere keine Versicherung das Haftungsrisiko der Gentechnik. «Das Verursacherprinzip wird somit völlig ins Gegenteil verkehrt und Großkonzerne wie Monsanto bleiben weiter unbehelligt», sagte Kummer.

Die Umweltexpertin der SPD-Fraktion, Eleonore Mühlbauer, haben die Funde nicht überrascht. «Die Natur ist schließlich kein Laborbereich, in dem sich alles strikt voneinander trennen lässt», sagte Mühlbauer. Unter anderem durch den Wind und die Bienen lasse sich eine Vermischung von gentechnisch belastetem und gentechnisch freiem Saatgut nicht vermeiden. Sozial- und Agrarministerium müssten nun gemeinsam beraten, wie sich die Verbreitung verhindern lasse.

(ddp)

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 26.04.2010

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