Ökonom Snower kritisiert Trumps Regierungsstil

Der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower, hat den Regierungsstil von US-Präsident Donald Trump mit "einer Virusattacke, die ein Computersystem lahmlegt", verglichen.

Kiel (dts Nachrichtenagentur) - "Trump ist ein dünnhäutiger Narzisst. Er ist schnell beleidigt und will sich an allen rächen, die ihm widersprechen", sagte Snower dem Nachrichtenmagazin "Focus". Er fürchte deshalb einen "neuen Handelskrieg" und "eine Art Eskalationsspirale".

Der US-Ökonom sieht in Trump eine reale Gefahr für Frieden und wirtschaftliches Wachstum. "Die Abkehr von einer an Regeln orientierten Weltpolitik bedeutet, dass die Gefahr von Kriegen wächst. Das müssen wir aussprechen, damit andere Regierungen der Gefahr entgegen steuern", warnte Snower.

Trump verbreite Unsicherheit, "und Unsicherheit ist immer Gift für die Wirtschaft. Sie schadet Investitionen und Wachstum". An die Wirkung der von Trump in Aussicht gestellten Schutzzölle auf ausländische Waren glaubt Snower nicht.

Die Folge wäre vielmehr eine Verteuerung der nach Amerika importieren Waren, so der Ökonom. "Schutzzölle schützen heute niemanden mehr in der globalen und arbeitsteiligen Weltwirtschaft." Snower sieht auch nicht, wie Trumps milliardenschweres Konjunkturpaket der US-Wirtschaft auf Dauer helfen könnte.

"Er will die Konjunktur in einer Zeit stimulieren, in der die Wirtschaft ohnehin schon brummt", sagte Snower. "Das könnte zu einer Überhitzung führen." Außerdem erhöhe Trump die Staatsverschuldung und damit indirekt die Inflation. Mit Blick auf die wissenschaftliche Koordinierungsrolle seines Kieler Instituts für den diesjährigen G-20-Gipfel in Hamburg regte Snower an, die Rolle der USA neu zu justieren. "Wer sagt denn, dass die 20 wichtigsten Staaten im gleichen Takt voranschreiten müssen?" Wenn es gelinge, "eine `coalition of the willing` zu schmieden, können wir etwa in der Umweltpolitik auch ohne die USA viel erreichen". Nach Ansicht des US-Ökonomen beginne ohnehin "ein neues Zeitalter. Die USA als Supermacht ziehen sich zurück und machen den Weg frei für eine multipolare Welt".

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 24.02.2017

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