Zeitung: Bundesländer planen rigorose Einschnitte bei den privaten Spielhallen

Die 16 Bundesländer, die das Glücksspiel in Deutschland regeln, planen nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" (Dienstagsausgabe) drastische Auflagen für die mehr als 10.000 von privaten Unternehmern betriebenen Spielhallen.

Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Die meisten von ihnen sollen nach einer Übergangszeit von fünf Jahren ihre Konzessionen verlieren. Hinzu kommen tägliche Sperrzeiten, in denen die Vergnügungstempel geschlossen sein müssen, und das Verbot, am Eingang oder der Fassade für den Besuch der Spielstätte zu werben. So steht es in einem Entwurf der Länder, in dem die künftigen Regeln für Casinos, Spielhallen, Lotto, Toto und Sportwetten notiert sind.

Im privaten Glücksspielgewerbe sorgen die Pläne für Entsetzen. Marktführer Paul Gauselmann, der Präsident des Verbandes des Automatenindustrie, spricht von einem "Kahlschlag" und kündigt eine "Prozessflut" an. Man werde sich gegen die "rechtswidrige Enteignung" wehren und Schadenersatz in Milliardenhöhe fordern.

"Das ist die Vernichtung unserer Branche", klagt auch Ulrich Schmidt, der Besitzer von Deutschlands zweitgrößter Spielhallen-Gruppe. Von den derzeit etwa 150.000 Automaten, die in solchen Hallen stehen, "werden bis zu 100.000 abgeschaltet", rechnet der Unternehmer vor. Die Ministerpräsidenten der Länder begründen ihr Regelwerk damit, dass die Bevölkerung vor der Spielsucht geschützt und besonders der Jugendschutz gewährleistet werden müsse.

Gauselmann sieht in den Plänen jedoch den Versuch der Länder, die selbst Glücksspiele wie Lotto und Toto, Sportwetten und Spielbanken betreiben, sich ihre vermeintliche Konkurrenz "vom Halse halten". Zudem wäre das geplante Vorgehen gegen die Spielhallen genau das falsche Rezept zur Bekämpfung von Spielsucht. Die Maßnahmen würden den Online-Casinos, Wetten und Poker-Anbietern nur noch mehr Zulauf bescheren.

Dort könnten die Leute, anders als in den Spielhallen, "anonym und unkontrolliert" zocken, sagt Schmidt. Für den Jugend- und Spielerschutz sei das die schlechteste Lösung.

Meldung der dts Nachrichtenagentur vom 03.05.2011

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